Marc beim Wechsel aufs Rad

Vor eineinhalb Jahren im November 2022 begannen Julia Moll (35 J., Stuttgart) und Marc Mozin (36 J., Garbsen) ihr bisher größtes Abenteuer: eine Weltreise mit dem Fahrrad. Sie kündigten dafür ihre Jobs, gaben die Wohnung auf und verkauften ihr Hab und Gut. Nach monatelanger Planung ließen sie ihren gewohnten Alltag hinter sich und lebten nun mit dem, was ihre Fahrräder tragen konnten. Nach kleinen Umwegen fanden sie sich auf der Seidenstraße Richtung Osten wieder.

Julia und Marc im Kaukasusgebirge in Georgien (Foto: privat)
Marc und Julia im Wadi Rum in Jordanien (Foto: privat)

Ständig wechselndes Klima und zum Teil schlechte Wetterverhältnisse machten nicht nur das Radfahren, sondern auch das Zelten zu einer echten Herausforderung. Besonders der Pamir Highway in Tadschikistan brachte sie an ihre Grenzen. Dieser ist einer der höchsten Straßen und wird daher auch als der Mount Everest für Radfahrer bezeichnet. Nicht nur die Höhe auf 4000 Meter, sondern auch die damit verbundene Kälte und Abgeschiedenheit machten es sehr herausfordernd. Extremer Gegenwind und nicht zu wissen, wo man Trinkwasser finden oder das Zelt aufschlagen kann, zerrte an den Nerven. Sie wurden aber stets mit neuer und atemberaubender Landschaft belohnt. Die schönsten Erlebnisse gab es immer wieder mit den Menschen unterschiedlichster kultureller Herkunft. Doch die Verständigung war oftmals sehr schwierig. Gerade in den Stan-Länder wäre Russisch von Vorteil gewesen, aber in der Not konnte man auch immer auf Handgesten zurückgreifen. (Der Name des Staatenverbundes „Stan-Staaten“ rührt von deren gemeinsamer Endsilbe „~stan“: Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan und Kirgistan. „Stan“ ist ein Suffix aus dem Persischen und bedeutet „Land”.) Essen und Schlafen sind dabei immer verständliche Gesten. Was sie überall und insbesondere im Iran an Gastfreundschaft erfahren durften, ist kaum in Worte zu fassen. Kleine Geschenke an der Straße oder Einladungen von Einheimischen waren an der Tagesordnung. Sie haben bislang mit etwa 16.000 Kilometern auf dem Fahrrad insgesamt 22 Länder bereist und sind mittlerweile in Südostasien angekommen. 

Bei ihren Planungen hatte Marc, der seit vielen Jahren Triathlet beim Garbsener SC ist, immer mal wieder nach möglichen Triathlon-Veranstaltungen auf ihrer Reiseroute gesucht. Schließlich fiel die Wahl auf den Ironman 70.3 Bangsaen in Thailand. 

Für die Vorbereitungen hatte Marc ab dem Anmeldezeitpunkt noch 3 Monate Zeit. Sein Training begann während der Weiterreise nach Laos und Kambodscha. Das Laufen wurde durch Knieprobleme und einem Radunfall ausgebremst und er bezweifelte schon eine erfolgreiche Teilnahme. Mit der Zeit konnte er aber wieder trainieren und bereitete sich schon gedanklich darauf vor, sein Reiserad aus Stahl von schweren Taschen und Anbauteilen zu befreien. Durch einen Zufall lernte er eine Woche vor dem Wettkampf einen deutschen Besitzer eines Radladens kennen und bekam die Möglichkeit, ein Rennrad zu leihen. Das Leihrad konnte er bei einer Gruppenfahrt gleich testen. Der Wechsel von einem 55 Kilo Packesel zu einem 8 Kilo Carbon-Rennrad fühlte sich für ihn wie Fliegen an. Dazu gab es noch einen Triathlon-Aufsatz für den Lenker. Das Equipment war nun vollständig. Marc fühlte sich gut vorbereitet.

Am 18.02.2024 startete der Toyota Ironman 70.3 Bangsaen in Thailand.

1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen waren zu absolvieren. Mit den ersten Sonnenstrahlen ging es morgens ab 06:35 Uhr ins Meer. Mit einem Pfeifton gingen alle paar Sekunden immer 4 Athleten ins Wasser. Dieser Rolling-Start war zwar ganz angenehm, konnte aber nicht verhindern, dass nach nur wenigen Metern ein Stau auf der Schwimmstrecke entstand. Bei dem leichten Wellengang am Morgen war das etwas ungemütlich. Nach etwa 700 Metern konnte der Garbsener Triathlet endlich entspannt durchschwimmen und kam nach soliden 44:36 min aus dem Wasser. Der Wechsel verlief reibungslos.

Ähnlich wie beim Schwimmen war die 90 km lange Radstrecke anfangs recht voll, was zu einigen Unfällen geführt hat. Marc hatte schon zu Beginn gemerkt, dass ein paar Athleten leider ziemlich rücksichtslos unterwegs waren. Nachdem er fast selbst in einen Crash verwickelt worden wäre, sah er unterwegs einige Athleten mit ihren zerstörten Triathlonrädern auf der Straße liegen. Schockiert, aber weiter fokussiert steuerte er auf das Ende der Radstrecke zu. Nach 2:39 h fand er sich erneut in der Wechselzone ein. Er war sehr zufrieden mit seinem guten Radsplit und freute sich nun auf den letzten Teil des Wettkampfs, das Laufen. 

Nach Verlassen der Wechselzone ist ihm die freudige Stimmung  leider schnell vergangen. Das linke Knie meldete sich mit leichten Schmerzen und zwang Marc bereits am ersten Hügel dazu, vom Laufen ins Gehen zu wechseln. Für derartige Schmerzen war es deutlich zu früh, denn die Laufstrecke hatte ja gerade erst begonnen. Nach ein paar Metern im Geh-Tempo ging es laufend weiter, bis die Schmerzen wieder stärker wurden. Die Mittagshitze war nun das kleinste Problem. Sehr verärgert musste der Garbsener Triathlet immer wieder zwischen Gehen und Laufen wechseln. Eigentlich hätte er für den Halbmarathon noch genug Energie übrig gehabt. Aber nun versuchte Marc nur noch, die Strecke irgendwie hinter sich zu bringen. Nach insgesamt drei hügeligen Runden mit vielen Affen am Straßenrand ging es endlich auf den Roten Teppich dem Ziel entgegen. 

Marc auf der Laufstrecke (Foto: privat)

Marc hatte für den abschließenden Halbmarathon 2:29 h gebraucht und beendete das Rennen nach insgesamt 5:49 h. Dies bedeutete Platz 37 der insgesamt 120 Männer seiner Altersklasse M35. 

Damit war er nicht besonders zufrieden, aber doch erleichtert den Ironman 70.3 erfolgreich gefinisht zu haben. 

Nach ein paar entspannten Tagen setzten Julia und Marc ihre Reise wie gewohnt fort. Für Marc war der Triathlon eine nette Abwechselung zu dem üblichen Weltreisealltag. Nun sollte es aber weiter in den Süden Thailands und anschließend nach Malaysia gehen. 

Mehr zu ihrer Reise findet ihr auf bikeandfree.com oder @bikeandfree auf Instagram.