Nach vielen Monaten fleißigen Trainings stand für Anja Seidel am 15. August 2021 nicht nur der längste Tag des Jahres, sondern sogar der längste sportliche Tag ihres Lebens an. Nie zuvor hatte sie so lange am Stück, ohne lohnende Pausen zwischendrin, hintereinanderweg Sport gemacht, wie es jetzt zu erwarten war.
Um 05:00 Uhr ging es los mit den Vorbereitungen vor Ort: der Langener Waldsee noch von Dunkelheit bedeckt, Wassertemperatur bei 23,6°C, der Sonnenaufgang mit vom Wasser aufsteigenden Nebeln begann. Hunderte sportliche Menschen checkten ihre Räder und pumpten die Reifen nochmal auf Idealdruck.
Schwimmen. Kurz vor 07:00 Uhr durfte auch Anja Seidel ins Wasser laufen. Ihr IRONMAN hatte nun begonnen! Ein Einschwimmen und auch ein Schwimmen am Vortag waren coronabedingt nicht erlaubt gewesen. So lernte Sie den See nun also erstmals direkt kennen. Nach 1 Stunde und 34 Minuten hatte Anja die Auftaktdisziplin mit 3400 Meter erfolgreich absolviert. Nun durfte sie sich im Wechselzelt komplett vom Neoprenanzug befreien, die Füße abtrocknen, Socken, Radschuhe und Handschuhe anziehen sowie die Startnummer umbinden und den Radhelm aufsetzen.
Radfahren. Nun waren Fahrrad „Speedy“ und Anja für die nächsten 185km ein Team. Da in diesem Jahr coronabedingt deutlich weniger Athleten an den Start gegangen waren, verteilte es sich auf der Radstrecke relativ gut. Anja geriet nur selten in Gefahr, die Windschattenregelung zu missachten. Alle Überholvorgänge konnte sie zügig abschließen. Insgesamt haben sich über die gesamte Strecke ca. 1700 Höhenmeter verteilt. ‚Die Strecke war toll‘, erinnert sich Anja im Nachhinein. Es stand viel mehr Publikum am Straßenrand, als sie zu hoffen gewagt hatte. Jedes Klatschen, jedes Jubeln, jedes Tröten, jeder Fetzen Musik trug bei Anja zu ihrem perfekten IRONMAN-Feeling bei. Schließlich erreichte sie nach gut 6 1/2 Stunden auf dem Fahrrad die zweite Wechselzone, nach welcher es zum Laufen gehen sollte. Ab ins Wechselzelt: Helm ab, Cap auf, Handschuhe aus, Schuhwechsel. Startnummer nach vorn gedreht und ab auf die Laufstrecke.
Laufen. Ist es nicht total irrsinnig nach dieser Vorbelastung noch einen kompletten Marathon laufen zu wollen? Ja! 42,195km waren aber noch zu laufen! Mittlerweile sind auch die Temperaturen gestiegen und es waren 30°C bei Sonnenschein. Zur Kühlung an den Verpflegungspunkten wurden Duschen aufgebaut, an fast allen Verpflegungsstationen gab es nasse Schwämme und Eis. Es wurde nicht nur Wasser, sondern explizit sogar leicht gesalzenes Wasser zum Trinken angeboten. Applaus und Johlen und Musik brandete auf, als Anja in den Zielkanal abbiegt, der Zielmoderator hielt ihr seine Hand zum Abklatschen entgegen. Und mit einem breiten Lächeln im Gesicht hört die Sportlerin des GSC die magischen Worte: „Anja, you are an IRONMAN!“
‚Eine Flut von Endorphinen überschwemmte mich, als ich unter dem Zielbogen stehen blieb und mit einem letzten Schritt würdevoll hindurch trat. I‘m an IRONMAN!‘, erinnert sich Anja an diesen Moment.
Sie bedankt sich besonders bei Jan Raphael, der sie seit 2 1/2 Jahren als Coach betreut. Dieser besondere Tag wäre natürlich nicht ohne die Hilfe Ihres Mannes möglich gewesen, der sie in den letzten Monaten des Trainings immer unterstützt hat. Auch an die Sportler des Garbsener Sport Club 67 e.V. richtet Anja einige Worte: „Meine lieben Sportfreunde vom Garbsener SC, Ihr habt einen großen Anteil daran, dass ich sportlich heute da stehe, wo ich stehe. Mit guten Freunden macht jeder Sport gleich doppelt so viel Spaß. Dankeschön!!!“